Schöne Aussicht kontra Klimaschutz

Die Stadt Eppstein hat zu Flächen für den Bau von Windrädern auf Hofheimer Gebiet eine Stellungnahme abgegeben. Dort wird sich dagegen ausgesprochen, da damit der Blick vom Kaisertempel getrübt würde. Wir haben dem in der Stadtverordnetenversammlung widersprochen und auf die für den Klimaschutz dringend erforderlichen Windräder hingewiesen.

kranker Wald
Kranker Wald

Windräder: Schöne Aussicht kontra Klimaschutz

Auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung am 2. Juli stand die „Stellungnahme der Stadt Eppstein zum 1. Änderungsverfahren zum Teilplan Erneuerbare Energien“ als Mitteilungsvorlage. Hierbei geht es um Flächen für Windräder auf Hofheimer Gebiet, die zum Teil bereits 2017 Gegenstand von Anträgen waren.

In der Stellungnahme der Stadt werden wie schon im Jahre 2017 ästhetische Gründe angeführt, die gegen die Ausweisung dieser Flächen für die Errichtung von Windrädern sprächen. Die Windräder würden den sogenannten Postkartenblick vom Kaisertempel beeinträchtigen. Bei einem Rundumblick von vermutlich 180 Grad wäre Blickrichtung Lorsbach am Horizont vielleicht die Spitze eines Rotorblatts zu sehen. Für die Stadt Grund genug, die Standorte abzulehnen. Schließlich sei gerade wegen dieser Aussicht 1894 dort der Kaisertempel gebaut worden. Wer würde aber allen Ernstes erwarten, dass über 126 Jahre hin jegliche zeitgemäße Entwicklung wegen der schönen Aussicht verhindert worden wäre. Aber so geschieht es heute!

Und es geht schließlich nicht um irgendeine Lappalie, die man mal so eben ablehnen kann. Es geht um Windräder, die dringend erforderlich sind, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Es geht schlicht und ergreifend um unsere Zukunft. Um die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Zählt da eine Postkartenansicht mehr? Ist der Blick vom Kaisertempel so ein großer Anziehungspunkt? Wie viele tausende Besucher zählt man dort? Und wäre die Mehrzahl davon, insbesondere die Jüngeren, nicht sogar Befürworter der Windkraft?

Bekundungen in der Stellungnahme, wie: „Die Stadt Eppstein bekennt sich zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung und der hessischen Landesregierung …“ sind ein Hohn, wenn man gleichzeitig wortreich einen solidarischen Beitrag zum Klimaschutz ablehnt und lieber dem Sankt-Florians-Prinzip huldigt.

Speziell die CDU scheint in den letzten 3 Jahren seit der letzten Ablehnung von Windrädern und gegen den Klimaschutz nichts dazugelernt zu haben. Wir haben den Klimawandel doch unmittelbar vor Augen: den katastrophalen Zustand des Waldes in Eppstein und im Taunus. Der wird beklagt. Und statt lediglich zu Baumspenden aufzurufen, ist es dringend erforderlich, nicht den Bau von Windrädern zu verhindern, sondern zu fördern. Werden wir unserer politischen Verantwortung gerecht. Denn was zählt die schönste Aussicht, wenn man sie mit dem Blick auf sterbende Wälder bezahlt?

Bezeichnend ist, dass dieses wichtige Thema nur zur Kenntnis, nicht zur Abstimmung ins Stadtparlament kam. Der Magistrat hatte dieser Stellungnahme bereits zugestimmt. Der SPD blieb nur die Möglichkeit ihre Bedenken kundzutun.

(Jürgen Baesler)