Kita-Notstand trotz Neubau?

Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr haben ein Anrecht auf Betreuung und Förderung in einer Kita, bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater – unabhängig davon, ob die Eltern erwerbstätig sind oder nicht. Verankert ist dieses Recht im Sozialgesetzbuch (SGB).

Es ist eine alte Forderung der Eppsteiner SPD, für alle betroffenen Kinder einen kostenlosen Kindergartenplatz zur Verfügung zu stellen. Es hat lange gebraucht, bis auch die hessische Landesregierung zur Einsicht kam, flächendeckend Beitragsfreiheit für Kindergartenplätze einzuführen – allerdings mit dem großen Makel dies nur für täglich 6 Stunden zu gewähren. Die politisch Verantwortlichen in Eppstein wurden von der Kehrtwende ihrer eigenen Landesparteikollegen mehr oder weniger unvorbereitet getroffen. Vor allen Dingen war man überrascht, wie viele Eltern von diesem Angebot Gebrauch machten. Rechnete man anfangs mit einer Auslastung von maximal 85%, so musste man nun von 100% ausgehen. Mit diesem Ansturm hatten die Verantwortlichen in Eppstein sichtlich nicht gerechnet.

Sicherlich gelang es schon früher mit Mühe aber lobenswerter Weise, die benötigten Kindergartenplätze bereitzustellen. Nun, aber viel zu spät, ging man das Problem an, wie der erkennbare Mehrbedarf zu bewältigen wäre. Eine durchaus elegante Lösung ist etwa der Waldkindergarten als bleibende Einrichtung. Aber alle anderen sind Notlösungen: Sowohl die Containerlösung in Vockenhausen als auch die Raumausnutzung bis auf den letzten Platz in den bestehenden Einrichtungen sind keine sinnvollen Lösungen für die Zukunft. Laut interner Planung fehlen im nächsten Jahr 89 Kindergartenplätze. Man betont zwar diese Kinder würden schon irgendwie untergebracht werden. Aber den Eltern, deren Kinder kein Platz in Eppstein zugesagt werden kann, sollen sich halt an den Kreis wenden. Der Kreis ist zwar letztlich verantwortlich für die Bereitstellung der Kindergartenplätze. Eine Kita sollte aber entweder zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen sein, was bevorzugt nur im Wohnort zu realisieren ist. Die Planung eines Neubaus einer Kindertagesstätte an der Embsmühle in Vockenhausen soll das Problem verringern. Die SPD unterstützt die Stadt nach Kräften bei der Durchführung und vor allem auch bei der Suche nach Möglichkeiten der Finanzierung. Aber reicht das überhaupt? Wenn wir alle geplanten Notlösungen und die Containerlösung wieder aufgeben, ist die neue Kindertagesstätte schon voll belegt, ohne dass ein einziger neuer Platz zur Verfügung steht. Es ist aus unserer Sicht nicht fünf vor zwölf, sondern leider viel zu spät. Hätte man schon früher, wie wir von der SPD, die Notwendigkeit einer 100-prozentigen Nutzung des Kindergartenangebotes durch berufstätige Erziehungsberechtigte erkannt, wäre eine langfristige Planung möglich gewesen. Die Stadt wurde leider durch die Beschlüsse aus Wiesbaden in diese aussichtslose Lage gebracht, ohne entscheidend bei der Lösung unterstützt zu werden.

Die extreme Lage der Stadt wird noch dadurch verschärft, dass hierbei die Kinder unter drei Jahren noch nicht berücksichtigt sind. Hier ist das Angebot an die steigenden Quoten des Landes und der deutlich vermehrten Nutzung des Angebotes durch die Erziehungsberechtigten anzupassen. Diese Probleme müssen jetzt schnell gelöst werden. Für uns als SPD steht das ganz oben auf der Agenda.